Montag, 4. Juli 2016

Wie erkenne ich, dass mein Kind gemobbt wird?

Das ist gar nicht so einfach und ich kann hier nur darstellen, wie es bei uns war.

Zunächst einmal sollte man wissen, dass gerade Jungs nicht gerne davon erzählen was ihnen angetan wird, da sie sich schämen, da sie ihre Eltern nicht belasten wollen oder es schlicht als Demütigung ihrer Persönlichkeit empfinden und deswegen  glauben nicht das Recht zu haben darüber zu reden.

Glaubt den Blödsinn der Lehrer nicht, dass sich ein Kind immer sofort melden soll, wenn es gemobbt wird. Damit wollen sie nur die Schukld von sich auf das Kind abwälzen.

Die Kinder sind nicht die Lehrer. Und ein 9 oder 10 - jähriges Kind kann Mobbing nicht aus dem Stegreif verbalisieren. Vor allem nicht bei lernresistenten Lehrern.

Bei uns fing es damit an, dass er immer öfters über Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen klagt. Er ging aber weiterhin gerne zur Schule und brachte gute Noten nach Hause. Erst später wurde uns klar, dass das Mobbing im Hort begann und nicht in der Schule.

Einige Zeit später kam er aus der ASchule, knallte seinen Ranzen in die Ecke und war für uns vollkommen unerklärlich, total schlechter Laune. Schrie wegen irgend einer Kleinigkeit herum, fing an zu weinen und wollte schließlich nicht mehr leben. Ich bringe mich um, dann muss ich das alles nicht mehr ertragen.
Oder er kam nach Hause und packte seine Gemälde und Konstruktionen in eine Mülltüte und wollte alles in der Müll schmeißen.

Das ging über Wochen, immer wieder. Ruhe, Anfall, Ruhe, Anfall.

Schließlich kam meine Frau nicht mehr klar damit und rief mich jedes Mal an, wenn er wieder verzweifelte. Ich fuhr dann nach Hause und setzte mich zu ihm in unsere Wohnküche. Dort saßen wir dann oft stundenlang, zumeist schweigend. Ich musste warten. Das schöne war, dass er aber auch nicht wegging und bei mir blieb, obwohl die Situation nicht gerade angenehm und entspannt war.

Nachdem wir dieses einige Male hinter uns hatte, fing er langsam an sich zu öffnen. Der Prozess ging bis dahin ca. 5 Monate.
Er begann kleine Ausschnitte zu erzählen, was heute wieder in der Schule, speziell mit Tayfun vorgefallen war und dass seine Klassenlehrerin entweder nichts gesehen haben will oder sich schlichtweg nicht dafür interessierte. Er mochte seine Klassenlehrerin bis dahin sehr gerne und ihr Lieblingsausspruch war: Ach Jimmy, wenn ich dich nicht haätte. Er war sehr hilfsbereit und immer loyal zu ihr. Und es ging immer um das eine Kind, das ihn mißhandelte, beleidigte und beschimpfte. Es ist für einen Jungen nicht einfach, zumal wenn er empatisch und sehr sozial ist, immer zu hören zu bekommen, du Wickser, deine Mutter ist eine Hure. Und das von einem Türken. Ich wäre gespannt wie der Mann reagiert, wenn ich seine Frau als Hure titulierte.

Aber selbst zu diesem Zeitpunkt war uns die Tragweite des Mobbings noch überhaupt nicht bewußt. Das kam erst, als er wieder einmal zusammengeschlagen wurde, die Klassenlehrerin ihn hängen ließ und alle herunterspielte.

Als dann auch noch die Schulleiter*in es nicht für nötig empfand mit uns das Gespräch zu suchen und ich sie per Einschreiben zu einem Termin nötigen musste (den sie mit einem sprichwörtlichen "L.m.a.A." quittierte als sie ihre Vorzimmerdame am letzten Tag des Ultimatums anrufen ließ), begann die Eskalation - nicht zuletztz durch das Verhalten der Schulleiterin.